Massenschlägerei in Grimma: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen fünf Beschuldigte

Was ist an jenem 21. Oktober in Grimma geschehen? Um die Ermittlungen nicht zu gefährden, hält sich die Staatsanwaltschaft bedeckt. Unstrittig ist: Bei der handfesten Auseinandersetzung waren mehrere Personen beteiligt.

Der Ton werde rauer, klagt Anke Rüssel. Händler seien mehr und mehr besorgt, erst recht nach Einbruch der Dunkelheit: „Dann ziehen hier mitunter aggressive Leute durch – wir haben Angst“, berichtet die Vorsitzende des Gewerbevereins mit eigenem Laden.

„Erst letztens saßen unten auf der Straße mehrere Personen, die sich derart anbrüllten, dass sich unsere Hausgäste am nächsten Morgen verwundert die Augen rieben. Solch schlimme Ausdrücke hätten sie in ihrer Muttersprache noch nie gehört“, bedauert Christian Schneider vom Altstadthotel.

Vor allem bleibe es nicht bei herausgerissenen Pflanzen und einer beschädigten Lampe. Vor Kurzem sei es noch viel schlimmer gekommen, weiß Schneider. Er spricht von der Massenschlägerei, die sich an jenem 21. Oktober gegen 16.30 Uhr vom Volkshausplatz bis in Richtung Markt ausweitete.

Verdacht der gefährlichen Körperverletzung

„Die Rettungswagen bekommen unsere Gäste natürlich auch mit. Ihre ansonsten positiven Eindrücke von Grimma werden dadurch getrübt“, ärgert sich Schneider. Therese Leverenz von der Polizei bestätigt den Vorfall von vor gut drei Wochen. Sie spricht vom Verdacht der gefährlichen Körperverletzung.

Sowohl Deutsche als auch Personen mit Migrationshintergrund seien an der handfesten Auseinandersetzung beteiligt gewesen. Am Volkshausplatz sollen Angreifer mit verschiedenen Gegenständen unvermittelt auf eine Gruppe junger Leute losgegangen sein, so die Polizeisprecherin.

„Als unsere Kollegen am Tatort eintrafen, stellten sie zwei verletzte junge Männer fest, die in umliegende Krankenhäuser gebracht werden mussten“, sagt Sprecherin Leverenz. Wenig später gingen den Einsatzkräften die ersten möglichen Tatverdächtigen ins Netz.

Mehrere Zeugen bereits vernommen

Die zuständige Bereitschaftsstaatsanwältin ordnete die vorläufige Festnahme von zwei 17-Jährigen an, die jedoch am nächsten Tag aufgehoben wurde. „Die Ermittlungen zu den genauen Umständen der Tat sind noch nicht abgeschlossen“, sagt Polizeisprecherin Susanne Lübcke.

Das bestätigt Staatsanwältin Vanessa Fink: Um die noch laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden, könne sie keine Einzelheiten nennen. „Es ist aber zutreffend, dass eine Vielzahl von Personen vor Ort war.“ Wie viele von ihnen Gewalt anwendeten, müsse man nun herausfinden.

Mehrere Zeugen seien bereits vernommen worden, teilt Fink am Dienstag mit. Aktuell führe die Staatsanwaltschaft Leipzig fünf Beteiligte als Beschuldigte. Indes hätten die beiden Verletzten die Klinik im Anschluss an die Behandlung wieder verlassen.

Stadt darf kein Alkoholverbot verhängen

Oberbürgermeister Matthias Berger (parteilos) kennt den Fall: „Ich stehe mit Bewohnern und Polizei in Kontakt.“ Nach seinem Kenntnisstand kämen die Angreifer größtenteils aus der Region südlich von Grimma, was es nicht besser mache: „Im Gegenteil, die Sache gefällt uns gar nicht.“

Erst das 2021 beschädigte Fluttor, dann die demolierten Toiletten und verwüsteten Sparkassenräume. Schließlich die geplünderte Krippe auf dem Weihnachtsmarkt sowie der brachial umgeknickte Baum am Ufer. Man habe nicht mehr tatenlos zuschauen können, sagt der OBM.

Wie berichtet, wollte die Stadt an Brennpunkten wie dem Nicolaiplatz, vorm Bahnhof und am „Steinbaum“ ein Alkoholverbot durchsetzen. „Aus rechtlichen Gründen ist es uns nicht möglich“, bedauert der OBM, der den Beschluss des Stadtrates daraufhin einkassieren musste.

OBM Berger: Rechtsstaat versagt

Aus seiner Sicht, so Berger, versage der Rechtsstaat. Eine Stadt wie Grimma dürfe weder den Alkoholkonsum auf öffentlichen Plätzen einschränken noch eine Videokamera installieren. Würden Täter gefasst, gebe es keine Konsequenzen. In jedem Fall bleibe die Stadt dran.

Unterdessen berichten Anwohner am Volkshausplatz von fetten Beats aus der JBL-Box. Besonders in der wärmeren Jahreszeit werde dort manche Party gefeiert. Wesley Scholz vom Drogeriemarkt: „Wir erleben im Umfeld nicht selten Wortgefechte, die jederzeit ausarten könnten.“